Makrofotografie muss nicht mit einem teuren, speziellen Makroobjektiv beginnen. Zwei budgetfreundliche Wege, näher ranzukommen, sind Zwischenringe und Nahlinsen (Diopter). Beide bringen deine bestehenden Objektive näher ans Motiv – nur auf unterschiedliche Weise. Hier ein kurzer Direktvergleich.
Makro für Einsteiger: Zwischenringe vs. Nahlinsen
Schauen wir uns nun im Detail an, wie Zwischenringe und Nahlinsen funktionieren – ihre Vorteile, Nachteile und wann man sie am besten einsetzt.
Zwischenringe
Denk an einen Abstandshalter. Man setzt ein hohles Rohr zwischen Kamera und Objektiv. Dadurch kann das Objektiv näher fokussieren (keine Optik im Inneren).
Makro für Einsteiger: Zwischenringe
Vorteile
- Kein zusätzliches Glas → beste optische Qualität (Schärfe/Kontrast nur vom Objektiv abhängig).
- Systemweite Kompatibilität: Ein Set funktioniert mit allen Objektiven deines DSLR-Anschlusses.
- Hohe Vergrößerung bei kurzen Brennweiten: Effekt ≈ Verlängerung ÷ Brennweite.
- Modular: 12/20/36 mm usw. stapelbar → flexibel dosierbare Vergrößerung.
- Front des Objektivs bleibt frei für Streulichtblenden, Polfilter, Ringblitze, Diffusoren.
- Ideal für Tischaufnahmen/Produktfotografie/Münzen, wo Licht und Stabilität kontrollierbar sind.
Nachteile
- Lichtverlust: Effektive Blende wird durch Verlängerung größer → dunklerer Sucher, längere Belichtungszeit / höheres ISO.
- Sehr geringe Schärfentiefe bei hoher Vergrößerung → meist stärker abblenden nötig.
- Kurzer Arbeitsabstand bei kurzen Brennweiten (teils nur wenige cm).
- Weniger effektiv bei Teleobjektiven: Ein 20–30 mm Ring bringt bei 200 mm nur geringe Vergrößerung.
- Langsamer in der Handhabung: Objektiv muss abgenommen werden; Staubgefahr beachten.
- Billige Ringe ohne Kontakte: Kein elektronisches Blenden-/AF-Signal bei modernen Objektiven.
- Kein Unendlichkeitfokus, solange die Ringe montiert sind.
Einsteiger-Tipp: Nimm ein Set mit elektronischen Kontakten (oft 12/20/36 mm). So behältst du Blendensteuerung und (teilweise) AF – und kannst die Ringe flexibel kombinieren.
Was sind Nahlinsen (Diopter)?
Denk an eine kleine Lupe. Sie wird vorne wie ein normaler Filter aufgeschraubt. Übliche Stärken: +1, +2, +4, +8, +10 (Diopter).
Makro für Einsteiger: Nahlinsen
Vorteile
- Sehr schnell: In Sekunden auf-/abgeschraubt. Kein Objektivwechsel.
- Kein relevanter Lichtverlust: Einfachere Belichtung aus der Hand.
- Stark auf Teleobjektiven (100–300 mm): Größere Vergrößerung als Ringe, mit mehr Arbeitsabstand.
- AF und Blendensteuerung bleiben voll erhalten.
- Kompakt & günstig: Billige Sets verfügbar; Step-Up/Down-Ringe machen sie vielseitig.
- Auch auf Kompakt- oder Bridgekameras nutzbar, sofern Filtergewinde vorhanden.
Nachteile
- Zusätzliches Glas: Potenziell Randunschärfe, Kontrastverlust und Farbsäume – besonders bei billigen Einzellinsen oder starken (+8/+10) Filtern.
Tipp: Achromatische Doppellinsen verbessern die Qualität deutlich, sind aber teurer. - Abhängig vom Filtergewinde: Richtiger Durchmesser nötig oder Step-Ringe; sehr große Größen sind teurer/seltener.
- Randunschärfe & Bildfeldkrümmung: Auffällig bei flachen Motiven (Briefmarken/Dokumente).
- Schmaler Fokusbereich bei hoher Stärke: Der „Schärfefenster“-Bereich ist klein.
- Stapelrisiko: Mehr Aberrationen und mögliches Vignettieren.
- Blockiert Frontgewinde: Erschwert gleichzeitige Nutzung anderer Filter/Gegenlichtblenden (außer die Nahlinse hat Frontgewinde).
- Kein Unendlichkeitfokus, solange sie montiert ist.
Kurzanleitung
- Insekten / scheue Tiere draußen: Nahlinse am Telezoom für Arbeitsabstand + Handbelichtung.
- Blumen beim Spaziergang / schneller Wechsel: Nahlinse (Tempo & Komfort).
- Münzen, Schmuck, Miniaturen (Stativ): Zwischenringe (maximale Detailtreue, kein zusätzliches Glas).
- Kurze Festbrennweiten & Kitzooms (35–70 mm): Zwischenringe liefern stärkere Vergrößerung.
- Telezooms (100–300 mm): Nahlinsen sind meist effektiver als Ringe (mehr Vergrößerung & Abstand).
Fazit
Makro zum kleinen Preis? Zwischenringe und Nahlinsen sind perfekte Starterlösungen. Sie ermöglichen dir, die Grundlagen zu üben und herauszufinden, ob sich später ein echtes Makroobjektiv lohnt.
Mein Workflow: Ich habe immer ein, zwei Nahlinsen in der Tasche für Spaziergänge (schnell montiert). Zwischenringe nutze ich im Heimstudio, wo ich in Ruhe montieren, Staub vermeiden und mit Stativ arbeiten kann. Diese Kombination deckt fast alles ab – für sehr wenig Geld. Und sie hilft dir, herauszufinden, welche Art von Makro dir am meisten Spaß macht.